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Einfach komplex! Ein multimodaler und interdisziplinärer Ansatz zur Untersuchung von sprachlicher Komplexität in der Leichten Sprache

Minigraduiertenkolleg

Arne Nagels, Walter Bisang und Silvia Hansen-Schirra (JGU)

Das Gutenberg Nachwuchskolleg (GNK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat vier neue sogenannte „Minigraduiertenkollegs“ in den Geistes- und Sozialwissenschaften bewilligt und wird diese zwei Jahre lang mit insgesamt rund 730.000 Euro fördern. Dazu gehört unter anderem das Minigraduiertenkolleg „Einfach komplex! Ein multimodaler und interdisziplinärer Ansatz zur Untersuchung von sprachlicher Komplexität in der Leichten Sprache“, in dem das Department of English and Linguistics mit dem Arbeitsbereich Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft in Germersheim zusammenarbeitet.
Die transdisziplinäre Untersuchung von psycho- und neurolinguistischen Korrelaten der Leichten Sprache ist die Absicht des Projektes „Einfach komplex - Leichte Sprache“. Im Rahmen des Graduiertenkollegs sollen Theorie, Grundlagenforschung und praktische Bezüge verbunden und das Regelwerk Leichte Sprache evidenzbasiert weiterentwickelt werden. Methodisch helfen multi-modale experimentielle Studien, ein neurobiologisch plausibles Modell der Leichten Sprache zu bilden. Die empirische Rezeptionsforschung der Leichten Sprache beschränkt sich bisher ausschließlich auf die Wirkung des Mediopunktes. Das Projekt untersucht die verständlichkeitsfördernde Wirkung der Komplexitätsreduktion auf mehreren linguistischen Ebenen: Syntax, Morphologie, Lexikon und Semantik. Die mit dem Kolleg verbundenen Promotionsstipendien richten sich an Absolventinnen und Absolventen der Linguistik, der Translationswissenschaften, der Lebenswissenschaften oder benachbarter Disziplinen. Die Promotionsprojekte haben zum übergeordneten Ziel, die postulierten Vertextungsregeln von Leichter Sprache in der Verbindung mit Erkenntnissen aus der linguistischen Komplexitätsforschung auf empirische Validität zu überprüfen. Dabei unterscheiden sie sich in der Fokussierung ihrer Fragestellung.

Das Minigraduiertenkolleg wird seit April 2018 vom Gutenberg Nachwuchskolleg und der Johannes Gutenberg Universität Mainz gefördert.

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Direktionale Asymmetrien der Vokalperzeption - eine neurolinguistische Perspektive

Miriam Riedinger (JGU)

Das Projekt „Direktionale Asymmetrien der Vokalperzeption – eine neurolinguistische Perspektive“ befasst sich mit den neuronalen Grundlagen der Vokalverarbeitung im Deutschen und damit einhergehend mit der Repräsentation von phonetischem und phonologischem Wissen. Dabei soll der Frage nachgegangen werden mit Hilfe welcher Merkmale (akustische, phonetische oder phonologische) Vokale erkannt werden und mental repräsentiert sind. In diesem Projekt kommen neben behavioralen Methoden, wie Reaktionszeitmessungen, auch elektrophysiologische Methoden, wie EEG, zur Ergründung der mentalen Repräsentationen von Vokalen zum Einsatz. Ausgehend von zentralen Modellen der Vokalperzeption sollen auch psycho-akustische Faktoren, wie die wahrgenommene Lautheit, mit einbezogen werden. Durch die Verwendung unterschiedlicher experimenteller Settings (z.B. mit oder ohne Aufmerksamkeit) und sprachlicher Kontexte (z.B. Wörter vs. Einzellaute) wird darüber hinaus auch der Frage nachgegangen, ob die herangezogenen Merkmale zur Vokalperzeption einer situationsbedingten Präferenz unterliegen.

Dieses Projekt wird von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gefördert.

Syntaktische Komplexität und deren hirnstrukturelle Korrelate bei Menschen mit Schizophrenie und Depression

Katharina Schneider (JGU)

Sprache stellt einen immer relevanteren Biomarker in der Erforschung für psychiatrische Erkrankungen dar. Sowohl für Schizophrenie als auch für Depression konnten bereits einige Assoziationen zwischen dem sprachlichem Verhalten und der Erkrankung festgestellt werden. In diesem Dissertationsprojekt wird die syntaktische Komplexität bei Menschen mit Schizophrenie und Depression analysiert sowie verglichen. Weiterhin werden die Zusammenhänge zwischen syntaktischer Komplexität, diversen kognitiven Funktionen (exekutive Leistungen, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, etc.) und den Symptomen, welche in Verbindung mit der Erkrankung stehen, untersucht. Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden die Gehirnstrukturen der Proband*innen betrachtet. Hierbei wird beleuchtet, inwiefern Zusammenhänge zwischen einer reduzierten syntaktischen Komplexität und der Gehirnstruktur existieren.

Dieses Projekt wird von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gefördert.

Empirische Typografie – Psycho- und Neurolinguistische Blickbewegungsexperimente zu Blocksatz und Schreibmaschinenschriften

Julian Jarosch (JGU)

In dem interdisziplinären Forschungsprojekt werden die Effekte von Typografie auf Leserlichkeit und Sprachverarbeitung untersucht. Die Fokusthemen aus dem weiten Anwendungsfeld der Typografie sind spezifisch Blocksatz und Schreibmaschinenschriften, da sie im Rahmen der Digitalisierung des Schriftsatzes und der Medienkonvergenz besonders relevant für eine Neubewertung des konventionellen Verständnisses von Leserlichkeit sind. Zur präzisen Beschreibung des Phänomenbereichs kommen Eyetracking und EEG-Messungen zum Einsatz. In Kooperation mit dem Institut für Buchwissenschaften der Universität Mainz wird eine evidenzbasierte Beurteilung der aktuellen typografischen Praxis entwickelt.

Dieses Projekt wird von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gefördert.

Durch die rosarote Brille gesehen: Die neuronale Verarbeitung sprachlicher Ausdrücke für innerpsychische Zustände mit figurativen und nicht-figurativen Mitteln

Arne Nagels (JGU) und Christina Kauschke (Universität Marburg)

Die Verbalisierung von Emotionen und anderen inneren Zuständen verläuft häufig über figurative sprachliche Mittel, z.B. über Metaphern wie „durch eine rosarote Brille sehen“. Das figurative Element führt dabei durch die Anbindung an eine sinnliche Erfahrung zu einer Konkretisierung und Intensivierung des abstrakten Inhalts. Die zentrale Frage des geplanten Projekts ist, wie Menschen figurative Mittel zur Versprachlichung von inneren Zuständen verarbeiten, welche neuronalen Prozesse dabei involviert sind und inwieweit Störungen des affektiven oder des sprachlichen Verhaltens und Erlebens die Verarbeitung beeinflussen. Dabei sind klinische Gruppen besonders interessant, bei denen aufgrund von Besonderheiten ihrer Emotions- und/oder Sprachverarbeitung Unterschiede zu gesunden Proband/innen zu erwarten sind. In dem geplanten Projekt sollen daher zunächst Patient/innen mit einer klinischen Depression untersucht werden. Dafür sind zwei experimentelle Aufgaben vorgesehen (Satzvervollständigung und Bewertung des figurativen Gehalts einer Äußerung), deren Bearbeitung in vivo mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) erfasst wird. Damit soll Einsicht in die neuronalen Korrelate während der Sprachverarbeitung gewonnen werden, wobei von besonderem Interesse ist, ob sich bei Vorliegen einer Depression veränderte Verarbeitungsmuster zeigen. Die zu erwartenden Erträge des Projekts liegen in einem Zugewinn an Informationen über die Repräsentation figurativer Sprache im Gehirn und an Informationen über die neurobiologischen Grundlagen der veränderten Emotions- und Sprachverarbeitung bei den jeweiligen Untersuchungsgruppen. Perspektivisch können die Ergebnisse auch klinisch nutzbar gemacht werden, z.B. durch den gezielten Einsatz von metaphorischen Elementen in der Therapie oder für eine zielgruppengerechte Aufklärungsarbeit.

Dieses DFG-geförderte Projekt startete im Dezember 2017.